"AUSGEBREMST"

Seit über fünf Jahren gibt es für uns Christen in Neukirchen und Adorf die Möglichkeit, dass wir im monatliche erscheinenden Amtsblatt der Gemeinde eine Andacht veröffentlichen. Angesichts der neulich in der „Freien Presse“ eingestellten Rubrik „Geistliches Wort“ ist „AN(GE)DACHT“ damit eine vorauslaufende Idee, die sich inzwischen gut etabliert hat und seither alle Neukirchener und Adorf Haushalte erreicht. Eine tolle Chance um Menschen zu erreichen und einen geistlichen Impuls zu setzen. Könntet ihr für euern Ort ja auch mal versuchen.
Für den Juni war ich an der Reihe einen Text zu verfassen und habe mich dabei entschieden einen Bezug zu meiner aktuellen Situation herzustellen. Unter oben genannter Überschrift habe ich einige Gedanken geäußert und bin seither von etlichen Menschen angesprochen worden. Das war bisher fast noch nie der Fall. Nach inzwischen über 60 Beiträgen und einigen Aufforderung sich doch mal zurückzumelden scheint es so, als ob so ein persönliches Zeugnis mehr erreicht und Menschen ins Nachdenken und Reagieren bringt, als ein guter „andächtiger“ Text.
Nun habe ich aber nicht die gesundheitliche Herausforderung, die mein Skiunfall vom März zur Folge hat, in den Vordergrund gestellt, sondern sie eher nur benutzt um den Gedanken „Ausgebremst“-Sein zu veranschaulichen. Aber es zeigte Wirkung und es war beileibe nicht nur Mitleid, was geäußert wurde.
Ja, ich kann sagen, dass es mich freut(e), dass die Leserinnen und Leser beides erkannten und benannten - das gesundheitliche aber auch das geistliche. Das will ich jetzt hier nicht alles wiederholen und vertiefen, was da geschrieben, gelesen und gesagt wurde. Aber ich will die Gelegenheit nutzen und mich herzlich bedanken für alle Fürbitte, die mein Unfall ausgelöst und in Gang gesetzt hat. Der zeitliche Moment war ja so, dass es im Freundesbrief des letzten Quartals platziert werden konnte.

Für Kranke zu beten ist für uns „INSULANER“ jetzt nicht wirklich was Neues oder Ungewohntes. Nicht selten haben wir Gebetsketten in Gang gesetzt, es wird beim Tagesgebet (wochentags 17:45 – 18:05 Uhr) für Kranke (und VIELES andere) gebetet. Auf Rüstzeiten sagen wir immer „zuerst beten wir mal und dann versorgen wir…“ oder so ähnlich. Wir haben Seminare für hörendes Gebet veranstaltet und werden das wieder tun und wir praktizieren es auf Rüstzeiten wo wir merken dürfen, wie Gott redet. Jede Sitzung beginnt und endet mit Gebet und irgendwie ist damit das Reden mit Gott und Hören auf IHN normalgewordener Teil, ja fast schon „INSEL-DNA“ (ihr wisst, was ich meine).
Jedoch („Aber:“ wollte ich nicht schreiben):
Wenn man, also ich, dann selbst Betroffener ist, ändert sich alles oder zumindest Vieles.
Es ist eine neue Art von Getragen-sein, von Umsorgt-werden so als Ziel geistlicher Hoffnung und ER-wartung zu „dienen“. Ich gebe zu, dass das keine leichte „Übung“ ist, aber ich bin so dankbar.
So viele Mails und Telefonate hatte ich in der Zeit. So viele Nachfragen nach meinem Ergehen und dem Genesungsfortschritt konnte ich beantworten. So viel Mitgehen und -tragen war darin zu spüren.
Das ist echt (S)ein Geschenk und eine Freude, die ich hier gern (mit)teilen möchte.
Und ich möchte mich bedanken für dieses Zeichen eines geistlichen WIR.
Dankbar schaue ich heute, wo ich das schreibe, zurück auf die bereits elf Wochen vom Tag der Krankschreibung bis übermorgen, wo der Krankenschein endet, weil ich am Sonntag, dem 11. Juni mit Männern in Leitungsverantwortung zur Wanderwoche starten werde. Was für eine Auszeit war diese Zeitspanne? Ja, richtig gelesen: Auszeit. So kann man das durchaus nennen, wenn man so raus ist. Obwohl ich irgendwie auch voll „drin“ war… ach, ist bissel kompliziert es zu erklären.
Ich war herausgenommen aus dem üblichen Alltag, der zwischen der Winter-Rüstzeit-Saison und den Rüstzeiten im Sommer liegt. Vieles konnte und habe ich dennoch bearbeiten können, denn Schreibarbeit geht auch mit kaputtem Fuß. Ich konnte aber auch Rückschau halten auf die ebenfalls elf Wochen währende Auszeit von 2022, die ich zum großen Teil mit meiner Claudia letztes Jahr erleben durfte.
Viele Gedanken von damals habe ich wieder hervorholen und vertiefen können.
Manches stellt sich nach wie vor als „offen“ dar und will im Blick behalten sein.
Manches konnten wir mittlerweile angehen und/oder sind mittendrin im Vorangehen.
Manches ist inzwischen umgesetzt und wir sind dankbar dafür, dass es „geht“.
Insgesamt: Es bleibt spannend! Aber das war es mit unserem Herrn ja schon immer.
Und deshalb DANKE für alles Begleiten, Nachfragen, Beten, Einstehen, Aufgaben abnehmen, Geduld üben (weil manche Treffen verschoben werden mussten) und für alles das, was gar nicht so sichtbar war/ist und dennoch geschah, geschieht und geschehen wird.

In herzlicher Dankbarkeit und Verbundenheit – Ihr seid (S)ein Segen!

Euer Stephan

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